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Sexualisierte Gewalt und Femizide

In Österreich ist jede fünfte Frau (20 Prozent der Frauen) ab ihrem 15. Lebensjahr sexualisierter und/oder körperlicher Gewalt ausgesetzt. Jede dritte Frau musste seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form von sexueller Belästigung erfahren. Unter dem Begriff „sexualisierte Gewalt“ wird sowohl die körperliche, als auch die seelische Form der Machtausübung und Grenzüberschreitung der Täter verstanden. Auf sexualisierter Ebene wird in die sexuelle Selbstbestimmung und Entwicklung einer Frau oder einem Mädchen eingegriffen, ohne nach ihrer/seiner Zustimmung und/oder ihrem Wohlergehen zu fragen. Diese oben genannten Zahlen verdeutlichen, dass sexualisierte Gewalt kein individuelles Problem, sondern vielmehr Teil soziopolitischer und/oder institutioneller Strukturen und Machtverhältnisse ist. Dabei spielen die in der Intersektionalität dominierenden Strukturkategorien wie Geschlecht, Ethnizität, Klasse, Nationalität, Sexualität, Alter eine große Rolle: Insbesondere Frauen und Mädchen sind häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen.

Sexualisierte Gewalt ist und bleibt eine Menschenrechtsverletzung nach Artikel 14 der Europäischen Menschenrechtskonvention. Ebenso geht das österreichische Strafrecht gegen Straftaten gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung gezielt vor. Die Täter sind fast ausschließlich Männer: 90,3 Prozent der von sexueller Gewalt betroffenen Frauen erlebten diese ausschließlich von Männern, weitere 8,6 Prozent überwiegend von Männern. Die Hälfte der betroffenen Frauen haben durch ihren Partner oder den Ex-Partner oftmalig (vier bis zehn Mal oder häufiger) sexuelle Gewalthandlungen erlebt. Jedoch sollte erwähnt werden, dass die Dunkelziffer immer mehr steigt und das Anzeigeverhalten der Betroffenen weiter sinkt. Gründe hierfür sind unter anderem Scham- und Schuldgefühle, Angst und Furcht vor den möglichen Konsequenzen und möglichen Stigmatisierungen.

Sexualisierte Gewalt kann oft in verschiedensten, oftmals auch versteckten Formen auftreten: Sexuelle Belästigung, sexueller Missbrauch, Zwangsverheiratung, weibliche Genitalverstümmelung, Nötigung zu einer sexuellen Handlung und (versuchte) Vergewaltigung.

Wird die Verbindung zwischen sexualisierte Gewalt und Femizide erwähnt, so lässt sich festhalten, dass es sich hierbei um die Tötung einer Frau/eines Mädchens aufgrund ihres Geschlechts handelt. Tatsache ist, dass die meisten Femizidfälle im Kontext von Partnerschaften verübt werden, die bereits von sexualisierter Gewalt, sexualisiertem Missbrauch und dominierenden Machtverhältnissen geprägt waren.

In diesem Zusammenhang schafft die Initiative unsichtbar einen interdisziplinären Diskurs, welcher auf die Problematik aufmerksam macht und als Sprachrohr für alle Betroffenen fungiert. Unsichtbar macht sexualisierte Gewalt und ihre Opfer sichtbar und hörbar, indem es einen Raum der Solidarität und Gemeinschaft errichtet.

Fatma Uysal

Über die Autorin:
Fatma Uysal, MA ist Doktorandin an der Akademie der bildenden Künste Wien, am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf Gender/Queer und Repräsentation, Femicide, Gender und Medien. In ihren akademischen Arbeiten analysiert sie die Kategorie „Gender“ aus einer interdisziplinären und intersektionalen Perspektive. Momentan ist sie sowohl Team Leader als auch Co-Editorin der Publikation „Femicide“, welche jährlich von UNSA Vienna publiziert wird.

Kontakt:
Fatma Uysal, MA
www.unsavienna.org

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